Montag, 26. Mai 2014

Rezension "Ein jeder Engel ist schrecklich" von Susanna Tamaro


Kurzbeschreibung (Quelle)
Das Kind ist hochsensibel und extrem schüchtern. Hübsch ist es auch nicht. Vom Bruder fast sadistisch gequält, von den Eltern weitgehend vernachlässigt – Susanna Tamaros Triester Kindheit ist alles andere als glücklich. Was das junge Mädchen rettet, ist die Liebe zur Literatur und die Entdeckung, dass die Welt (trotz allem) einfach überwältigend schön ist. Ein autobiographischer Roman, der erzählt, wie Susanna Tamaro zu einer so wunderbaren Schriftstellerin und einem so besonderen Menschen wurde.
Verlag: Piper
Seiten: 304 Seiten (eBook)
Buchreihe: nein
ISBN: 978-3-492-96616-0
Erscheinungstermin: 12. Mai 2014
Preis  € 15,99
Widmung des Buches...
Keine entdeckt….

Der erste Satz
"Ich wurde an einem der Tage des Jahres geboren, die am wenigsten Licht haben, mitten im tiefsten Herzen der Nacht."

Cover/Gestaltung
Schlicht gehalten in zartem Gelbton zeigt das Buchcover Susanna und ihren Bruder aus der rückwärtigen Perspektive, wie sie sich (vom Leser) fortbewegen. Farblich sehr ansprechend - auch die Auswahl des Bildes - vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte - ist sehr gut gewählt.

Meine Meinung über das Buch
Beklemmend, poetisch und absolut von Offenheit geprägt…..
Was für ein aufwühlendes Buch!!! Und wie gut habe ich es doch in meiner eigenen Kindheit gehabt, das wurde mir an vielen verschiedenen Stellen während des Lesens von "Ein jeder Engel ist schrecklich" schnell klar.

Welch eine Leistung und welch starker Charakter muss Susanna Tamaro auszeichnen und prägen, damit sie einen so schweren Weg durch ihre Kindheit überhaupt - relativ unbeschadet - überstehen konnte. 

"Ich begann zu begreifen, dass es eine Welt in meinem Kopf gab und eine andere draußen und dass diese beiden Welten nur sehr selten auf die glückliche Idee kamen zusammenzufallen."

Die Kindheit und das Verhalten der Eltern den Kindern gegenüber ist für mich von Rohheit und Ignoranz geprägt, dass ich mehrfach sehr wütend darüber wurde und mich fragte, wieso die Eltern denn eigentlich - auch noch mehr als eins - Kinder in die Welt gesetzt haben. (Für uns Leser natürlich gut, sonst würde Frau Tamaro uns mit ihren wundervollen poetischen Worten nicht verwöhnen können;-) 

Trotzdem ist es für mich ein Wunder, dass sie durch diese grausame Zeit ihren Weg hindurch gefunden hat. Ohne Liebe, nahezu herzlos, abgelehnt und vom Bruder - der wahrscheinlich auch einfach aufgrund der Lebensumstände nicht aus seiner eigenen Haut konnte - drangsaliert, frage ich mich wirklich, wie man ein solches Leben meistern kann. Vielleicht rührt daher auch die Einfühlsamkeit, die man an vielen Stellen genauso empfindet. 

"Dort oben in den verregneten Bergen, begleitet vom Gestank nach Zwiebeln und Schweiß, in dieser Einsamkeit, in der die Stacheln eines Igels der einzige Trost waren, war etwas Unglaubliches geschehen. Der Eisberg hatte angefangen zu schmelzen. Nicht die Umarmung der Sonne hatte ihn verflüssigt, sondern ein Brand, der in meinem Inneren aufgelodert war."

Was soll man diesen Worten noch hinzufügen - wenn schon die Umarmung eines Igels als tröstlich empfunden wird (und hier weiß ich, wovon ich rede, nachdem ich dieses Jahr einen Igel überwintert habe, der sich durch seine Stacheln immer von mir abzugrenzen schien und mich kaum an sich heranließ…)!

Am beeindruckendsten finde ich jedoch, dass Susanna Tamaro ihren Eltern verziehen hat und das ist etwas ganz besonderes, was die Erstaunlichkeit ihres Charakters auch hervorhebt  Denn solch eine lange Zeit der Demütigung und des Schmerzes durchzustehen, ist sicherlich die eine Sache - den "Verursachern" (denen sicherlich keine beabsichtigte Qual des Kindes am Herzen lag, eher eigene "kranke" Unzulänglichkeit) ihre Handlungen vergeben zu können, ist für mich wirklich ein außergewöhnlicher Wesenszug. Und wie sie auch selber schreibt:

"Der Hass ist ein Gift, von dem man sich so bald wie möglich befreien muss, denn er lässt dem Leben keine Chance auf Wiederauferstehung."

Welch wahres Wort - sehr treffend formuliert!!! Eine wundervolle Geschichte über das Leben von Susanna Tamaro, die mich sehr betroffen und mir wiederum gezeigt hat, auf was es im Leben wirklich ankommt!!! Und dass man trotz allem sein Leben möglichst in vollen Zügen genießen sollte….

Über die Autorin  
Susanna Tamaro wurde 1957 in Triest geboren. Sie ist die Großnichte von Italo Svevo, ihr Talent als Autorin wurde allerdings von Federico Fellini entdeckt. Längere Zeit war sie Dokumentarfilmerin für das italienische Fernsehen, seit dem überwältigenden, weltweiten Erfolg von »Geh, wohin dein Herz...

Meine Bewertung
5 von 5 Punkten

4 Kommentare:

  1. Das klingt nach einer sehr tragischen Lebensgeschichte, aber auch so schön und weise formuliert, dass man sein eigenes Leben erst so richtig zu schätzen lernt.
    Gut, dass Susanna Tamaro trotz den negativen Erfahrungen in der Vergangenheit so erfolgreich geworden ist. Das gönnt man ihr gerade deshalb so richtig!
    Danke für die interessante Rezi. Ich werde es demnächst auf jeden Fall auch noch lesen :)
    Ganz liebe Grüße ♥
    Nora

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    1. Ja, ich finde auch, dass die eigenen Dinge dadurch immer einmal wieder ins rechte Licht gerückt werden!!
      Freue mich, wenn ich dein Interesse ein wenig wecken konnte, ganz liebe Grüße zurück,
      Olivia

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  2. Hallo Olivia,
    Oh, schon det Titel klingt sehr tragisch. Und bei Engel erwartet man eigentlich immer etwas schönes, hoffnungsvolles. Das Buch geht mir schon beim lesen deiner Rezi unter die Haut.
    Wünsche dir ein tolles Pfingst-WE :-)
    LG,
    Damaris

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    1. Hi,
      ja das Buch ist auch wirklich traurig - die Geschichte hat mich extrem beschäftigt!!!! Aber so muss es manchmal auch bei Büchern sein. Und dann weiß man auch immer wieder zu schätzen, wie gut man es doch meist selber hat!
      Auch Dir wünsche ich super schöne Pfingsten - für Sonne ist ja bestens gesorgt,
      liebe Grüße,
      Olivia

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