Samstag, 16. August 2014

Das Lachen und der Tod von Pieter Webeling


Kurzbeschreibung
Der Held und Ich-Erzähler dieses Romans, Ernst Hofman aus Amsterdam, ist von Beruf Komiker. Er lebt für den Applaus und von dem Gelächter seiner Zuhörer. Da seine verstorbene Mutter Jüdin war und er mit politischen Witzen auffällig geworden ist, wird er 1944 in einem Viehwaggon mit anderen Verfolgten in ein Konzentrationslager gebracht. Doch Ernst Hofman kann nicht anders, er bleibt selbst im Lager Komiker und erzählt, mit Billigung des Barackenältesten, abends den Mitgefangenen Witze, um sie vor der endgültigen Verzweiflung zu bewahren und von dem Grauen abzulenken.

Als der deutsche Lagerkommandant das erfährt, will er Hofman dazu bringen, abends vor den SS-Leuten als Kabarettist aufzutreten. Erst weigert sich der Komiker, doch dann verspricht ihm der Lagerkommandant, die Frau, in die sich Hofman auf dem Transport verliebt hat, am Leben zu lassen. Es ist ein diabolischer Vorschlag, der den Häftling an die Grenzen seines Gewissens und seines Überlebenswillens führt.
Verlag: Blessing (randomhouse)
Seiten: 320 Seiten 
Buchreihe: nein
Erscheinungstermin: 19. August 2013
Preis  € 19,99
Widmung des Buches...
Keine gefunden… 

Der erste Satz
"Es war mir oft aufgefallen, wie hässlich Menschen werden, wenn sie lauthals lachen."

Cover/Gestaltung
Auf dem Cover ist die Rückenansicht eines Mannes mit Melone, Sakko und Pyjamahose  zu sehen. Ein schönes, wenn auch ein wenig seltsam anmutendes Bild, zu dem ich mir die Frage stellte, wann man denn wohl solch eine Kleider-Kombi trägt…. (später war ich natürlich schlauer….).

Meine Meinung über das Buch
Ich habe mein Buch 2014 gefunden! Wenn nicht noch irgendetwas Neues mich demnächst überzeugt, habe ich wirklich mein Buch des Jahres entdeckt. 

Die Geschichte um Ernst Hofmann ist eines dieser Bücher der ganz besonderen Art. Ich habe das Gefühl, es jedem ans Herz legen zu müssen, obwohl ich es eigentlich kaum empfehlen kann. Das bedrückende Thema ist jedoch mit solch einer wundervollen Sprache beschrieben, dass ich es am liebsten jedem sofort in die Hand drücken möchte.

Mehrfach hatte ich das (Wunsch-)Gefühl, dass es dieses schrecklichen Begebenheiten innerhalb des Konzentrationslagers nicht wirklich gegeben haben kann. Es handelt sich hier zwar um keinen direkten Tatsachenbericht, aber Robert Cohen, Auschwitz-Gefangener Nr. 174708 sagt über die Geschichte aus "Ich bewundere Webeling, der nach seinen gründlichen Recherchen das Leben und Streben in den Lagern so wirklichkeitsgetreu beschrieben hat…" Also muss doch eine "Prise Wahrheit" beinhaltet sein, die mich immer wieder aufs Neue völlig in Erschrecken versetzt……

Sprachlich hat mir dieses ungewöhnliche, außergewöhnliche Buch sehr zugesagt…:

"Humor ist eine Flucht. Diesen Satz hatte ich schon oft gehört. Ich fragte mich, ob der Mensch dem Leid entfliehen kann, indem er einfach mit einem Lachen darüber hinweggeht. Oder muss man die Qualen erst durchleiden, um sie endgültig hinter sich lassen zu können? Ist das Lachen nur dann gerechtfertigt? Ist Humor erst dann Humor, wenn es sich um verarbeitetes Leid handelt....

Oder ….

"Ein guter SS-Mann war für mich so etwas wie ein vegetarischer Metzger....

Ich habe es als große Leistung empfunden, dass Webeling über solch ein bedrückendes, trauriges Thema - die Zustände in den Konzentrationslagern - schreiben und ich sogar oftmals über verschiedene geschilderte Begebenheiten auch noch schmunzeln konnte! Großartig. Nie hatte ich mir vorher klar gemacht, dass vielleicht die Menschen in den Lagern trotz allen unmenschlichen Zuständen damals doch noch gemeinsam lachen konnten - wenn auch nur sehr selten…!

Und letztendlich legte ich das Buch mit einem "lächelnden Gefühl" beiseite….was ich mir bei so einem niederdrückenden Thema niemals vorher hätte vorstellen können.

Über den Autor  
Pieter Webeling, 1965 geboren, veröffentlichte 2008 seinen ersten Roman, Veertig dagen. (Cossee). Als Journalist führte Pieter Webeling für angesehen holländische Zeitungen viel beachtete Interviews, unter anderem mit Holocaust-Überlebenden und mit Komikern. Nachdem er sich auch mit einem zeitgenössischen Komiker, den in den Niederlanden berühmten Youp van't Hek, unterhalten, weitere Zeitzeugen interviewt und mehrfach die Gedenkstätte des Stammlagers Auschwitz und Birkenau besucht hatte, schrieb Pieter Webeling De lach en de dood (Das Lachen und der Tod), der 2010 bei Cossee erschien, ein Roman, der die ambivalente Rolle des Humors in einem totalitären System lebendig macht.

Meine Bewertung - Mein Fazit
Volle 5 von 5 Punkten! 

Ein wirklich außergewöhnliches Buch - für alle, die sich ein wenig mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen möchten. 

8 Kommentare:

  1. Guten Abend, liebe Olivia :)
    So wie du von dem Buch schwärmst, muss ich es direkt mit auf die Wunschliste packen. Die Geschichte macht mich aber auch wirklich neugierig und ich mag diese gelungene Mischung aus ernsthaftem Thema und Unterhaltung.
    Ich bin mir sicher, dass es mir auch sehr gefallen wird...
    Ganz liebe Grüße und noch ein schönes Wochenende,
    Nora ♥

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    1. Das freut mich sehr, liebe Nora, wenn ich Dich begeistern konnte. Ich kann Dir das Buch auch gerne ausleihen?!
      Liebe Grüße,
      Olivia

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    2. Das wäre toll :)
      Wie kann ich mich denn dann revanchieren?
      Liebe Grüße zurück,
      Nora

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    3. Och die Gelegenheit findet sich bestimmt mal! Diese Woche schicke ich es Dir dann zu - dann bekommst Du auch die Antwort auf den Brief, die noch aussteht ;-)
      Irgendwie bin ich noch im "Ferienmodus"…
      Liebe Grüße,
      Olivia

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    4. Ui, wie klasse!
      Da freue ich mich schon sehr drauf - auf beides ;)
      Kann ich gut verstehen. Es hat ja auch keine Eile...
      Liebe Grüße zurück und noch einen angenehmen Abend!
      Nora

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  2. Olivia, Du bist schuld daran dass meine Wunschliste immer länger wird ;-) vielen Dank, das Buch habe ich jetzt in der Bücherei reserviert :-)
    Lg

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    1. Oh, das tut mir leid! Aber das Buch ist es wert - liest Du es über Deinen neuen Reader? Oder "in echt" ;-)?

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    2. Meine Bücherei hat es nur als Papierform :-) aber ich finde es schön so. Ich lese ca jedes dritte Buch auf den Reader und 2/3 "in echt" :-)

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